Der Verzögerungsrechner berechnet den Bremsweg und die Bremszeit von Bahnfahrzeugen und Zügen in Abhängigkeit bestimmter Eingabedaten. Die Eingabedaten sind dabei die Startgeschwindigkeit vor dem Bremsvorgang, die Zielgeschwindigkeit nach dem Bremsvorgang, die Verzögerungsart des Zuges und viele weitere Eingaben. Für die etliche Eingabeparameter wird die Eingabe durch Auswahllisten unterstützt, ohne dass man entsprechende tiefe Vorkenntnisse zur Eisenbahntechnik haben muss. Außerdem berücksichtigt der Verzögerungsrechner auch extreme Eingabewerte, erzeugt Kennlinien für Gleitphasen bei zu starker Bremsung, bzw. bei schlechter Bremskraftübertragung.
Eingabewerte und Ergebniswerte
10. Mit der Ausreizung der Bremskraft kann der Anwender ungefähr den Sollwertgeber nachsimulieren. Wird der volle Verzögerungswert gezogen, dann ist der Wert auf eins zu belassen. soll hingegen nur die Hälfte der Bremskraft genutzt werden, dann ist hier der Wert 0,5 einzugeben.
11. Die mittlere Verzögerung berechnet den Mittelwert der Verzögerung, beginnend beim Bremseinsatzpunkt bis hin zum Zielbremspunkt. Sie ist aus verschiedenen Gründen nicht ident mit der vorgegebenen Verzögerung aus dem Feld 5b.
12. Die resultierende Bremszeit ist die Zeit für den Bremsvorgang, beginnend mit dem Bremseinsatzpunkt bis zur Erreichung der Zielgeschwindigkeit. Ihr Ergebniswert ist in Sekunden angegeben.
13. Der resultierende Bremsweg ist die Streckenlänge, welche der Zug beginnend am Bremseinsatzpunkt bis zur Erreichung der Zielgeschwindigkeit zurücklegt. Ihr Ergebniswert ist in Metern angegeben.
14. Unter Umständen kann die berechnete Bremskurve gespeichert werden und mit einer weiteren Eingabe direkt im Diagramm verglichen werden. Ist dies der Fall, dann erhält man über das Feld Bremszeitdifferenz die Veränderung der Bremszeit ausgegeben.
1. Unter dem Dropdownfeld „Triebfahrzeugtype“ kann der Bediener ein Triebfahrzeug auswählen, für welchen viele verschiedene physikalische Parameter hinterlegt sind. Unter 1b kann der Bediener die Anzahl der im Zugverband gekoppelten Triebfahrzeuge eingeben. Diese und nachfolgende Eingabedaten werden beim Zugkonfigurator genauer erläutert.
2. Falls unter 1a eine Lokomotive ausgewählt ist, dann erscheint das Dropdownfeld „Wagentype“. Hier kann der Bediener einen konkreten Wagentyp auswählen. Unter 2b gibt der Anwender die Anzahl der Wagen ein.
3. Über den Auslastungsgrad wählt der Bediener aus, wie sehr sein ausgewählter Zugverband ausgelastet ist. Dadurch beeinflusst er das resultierende Gesamtgewicht und indirekt die Kraftschlussgrenze des Zuges.
4. Durch die Fahrzeug- und Wagenauswahl berechnet der Fahrzeitrechner das resultierende Zuggewicht, angegeben in Tonnen, als Kontrollwert. Dieser ist angegeben in Metern.
5a. Mit der Verzögerungsart wählt man aus, ob es sich bei der untersuchten Bremsung um eine Betriebsbremsung oder eine Zwangs- bzw. Notbremsung handelt.
5b. Die mittlere Betriebsbremsverzögerung bzw. Schnellbremsverzögerung ist der wichtigste Parameter in dieser Rechnung und wirkt direkt auf die Bremskurve im Geschwindigkeit Weg Diagramm. Sie stellt die negative Beschleunigung dar und wird in Meter pro Sekunde in Quadrat angegeben. Der Wertebereich liegt zwischen 0,1 und 2,8, wobei diese extreme Grenzen darstellen. Viele Bremsvorgänge im Bahnverkehr werden beispielsweise mit 0,8 m/s² gut getroffen. Im Verzögerungsrechner sind die wichtigsten Werte als Dropdownfeld hinterlegt. Bleibt das Listenfeld unberührt, so wählt der Verzögerungsrechner einen angemessenen Wert nach Zugtype.
5c. Die Bremsstellung bzw. die Bremsart ist eine Bremstype, die unter anderem darüber aussagt, wie schnell Bremsen an einem Zug in Abhängigkeit der Zuglänge ansprechen. Sie wirkt sich auf die Bremskraftaufbauzeit aus, welche als Zwischenschritt in der Formel hinterlegt ist. Die Bremsstellung hat hinsichtlich des Verzögerungsrechners vor allem für viele Güterzüge eine Bedeutung, für Personenverkehrszüge ist sie oft nur nachrangig. Im Verzögerungsrechner sind die wichtigsten Werte als Dropdownfeld hinterlegt. Im Falle einer Bremskraftaufbauzeit wird eine sehr flache Linie im Geschwindigkeitswegdiagramm angezeigt.
6. Die Anfangsgeschwindigkeit vor dem Bremsvorgang ist sehr relevant für die Ergebnisse des Verzögerungsrechners, vor allem hinsichtlich der Bremsweglänge gibt es keine lineare sondern eine quadratische Abhängigkeit. Im Verzögerungsrechner sind die entsprechenden Werte in Kilometer pro Stunde einzutragen.
7. Die Zielgeschwindigkeit nach dem Bremsvorgang bildet mit der Anfangsgeschwindigkeit das zu überwindende Geschwindigkeitsdelta, auch sie hat gleichermaßen Relevanz. Im Verzögerungsrechner sind die entsprechenden Werte in Kilometer pro Stunde einzutragen.
8. Die mittlere Neigung gibt der Anwender mit der Einheit Promille ein. Das ist demzufolge der Höhendifferenzwert nach eintausend Metern Streckenlänge. Die Neigung zahlt auf das Bremsvermögen ein. Mit einem positiven Wert neigt sich in diesem Fall die Strecke, und der Zug hat es schwerer zu bremsen. Ist er negativ, dann geht man von einer Steigung aus.
9. Der Schienenzustand beschreibt, ob die Schiene trocken oder feucht oder ähnliches ist. Dieser wirkt direkt auf die Haftreibkraft zwischen Rad und Schiene. Dadurch kann es unter bestimmten Eingabekonstellationen kommen, dass die Haftreibkraft der Bremskraft nicht genügt, sodass der Zug ins Gleiten kommt. Die Bremskurve wird dann so ausgegeben, dass der Zug gerade nicht gleitet, aber dafür langsamer bremst. Dieses Feld ist ein Auswahlfeld.
Physikalische Annahmen
Bei der Errechnung der Bremsweglängen und der Bremszeiten sind folgende physikalischen Annahmen und Vereinfachungen unterstellt:
- Die Fahrt findet auf einer ebenen Fahrbahn ohne Steigung oder Neigung statt.
- Der Zug hat eine gleichmäßige Bremsleistung in Abhängigkeit der Geschwindigkeit. Sehr leicht geringere Bremskräfte im oberen Geschwindigkeitsbereich, wie es durchaus bei einigen Fahrzeugtypen vorkommen kann sind nicht explizit berücksichtigt, sondern finden sich lediglich in der mittleren Bremsverzögerung wieder.
- Die Auswahl der Bremsverzögerungswerte sind nur ein Vorschlag, etliche Bahnfahrzeuge können von dieser Grobkategorisierung abweichen.
- Die mittlere Bremskraftaufbauzeit ist ideal berechnet, bestimmte Spannungen im Fahrzeugverband, die sich auf das Bremsverhalten auswirken sind nicht berücksichtigt.
- Die Zuglängenkategorie ist nur eine grobe Einteilung. Je länger ein Zug ist, umso mehr Zeit benötigen Druckluftbremsen beim Ansprechen der Bremsen der hinteren Wagen. Mit dieser Grobeinteilung wird eine Ungenauigkeit von wenigen Bremsmetern in Kauf genommen.
Formeln und Herleitung
Um alle Formeln zur Bremsweg und Bremszeitberechnung sauber herleiten zu können, muss man sich an der physikalischen Grundformel von Newton halten, welche da lautet: Kraft ist gleich Masse mal Beschleunigung. Im Falle des Verzögerungsrechners ist die Kraft die übertragene Bremskraft, die aufgrund der Reibeigenschaften von Stahl auf Stahl ungefähr konstant und geschwindigkeitsunabhängig ist. Die Zugmasse bleibt auch gleich, somit folgt daraus, dass die Beschleunigung konstant ist. Da die Bremskraft gegen die Beschleunigung wirkt, haben wir es mit einer Verzögerung zu tun, der Beschleunigungswert ist also negativ.
Durch integrieren erhält man die Geschwindigkeit in Abhängigkeit der Zeit. Durch nochmaliges Integrieren erhält man die Wegstrecke in Abhängigkeit der Zeit. Um die Formel (4) zu vereinfachen, gibt es hinsichtlich der Bremswegberechnung eine physikalische Standardbedingung: Der Bremsvorgang ist beendet, sobald die Zielgeschwindigkeit von 0 km/h erreicht ist. Sie ist in der Formel (5) dargestellt. V0 ist die Startgeschwindigkeit und V Ziel ist die Endgeschwindigkeit. Nach t aufgelöst und in die Formel (4) eingesetzt ergibt dies die Bremswegformel.
Interessant ist das negative Vorzeichen, denn dieses hebt sich mit der negativen Verzögerung auf, sodass eine positive Bremswegstrecke daraus resultiert. Dies sei deswegen explizit erwähnt, weil vielerorts im Internet und in Lehrbüchern mit einer falschen Bremswegformel hantiert wird, die nicht das negative Vorzeichen hat, weil hier falsche Herleitungen zugrunde liegen. Dabei wird der Fehler dadurch kaschiert, dass man als Verzögerungswert einen positiven Wert verwendet.
Alle anderen Größen wie beispielsweise die Bremszeit lassen sich ebenso aus den bereits erwähnten Formeln sauber herleiten.
Herleitung der allgemeinen Bremswegformel bei konstanter Verzögerung
Berechnung der Wegstrecke während der mittleren Bremskraftaufbauzeit
Formel zur Berechnung der gesamten Bremswegstrecke ab dem Bremseinsatzpunkt
Formel zur Berechnung der gesamten Bremszeit ab dem Bremseinsatzpunkt
Neben diesen physikalischen Grundformeln ist aber zudem wichtig, welcher konkrete Verzögerungswert in der Rechnung wirkt. Zum einen ist hinter jeder Fahrzeugtype bzw. jedem Wagen ein Verzögerungswert hinterlegt. Dieser ist über das Feld 5b individuell durch den Anwender aktivierbar. Der Verzögerungswert greift dann, nachdem die Bremskraft aufgebaut ist. Jedoch kann dieser Verzögerungswert nur als idealer Wert angesehen werden. Gibt es beispielsweise schlechte Schienenverhältnisse oder schlechte Haftreibebedingungen durch geringe Zuggewichte und durch das Befahren von Neigungen, dann kann der Zugverband ins Gleiten geraten. Der Verzögerungsrechner ermittelt in diesem Fall die gerade noch maximal mögliche Verzögerung und setzt diese dann formeltechnisch an, anstatt des eingegebenen Verzögerungswertes. Zur besseren Übersicht ist im Diagramm auch die Gleitphase grafisch eingearbeitet.
Du kannst Deine Formulareingaben ja als PDF Drucken (unten der schwarze Button). Ein Excelauszug würde nur bei den resultierenden Daten Sinn machen. Ich werde mal überlegen, ob ich so etwas mal einbaue. Danke auf jeden Fall für Deinen Kommentar.
Gibt es eine ähnliche Excel, in der man diese Berechnungen anstellen kann?
Wäre praktisch, wenn man mal nicht gerade die Möglichkeit hat, in’s Internet zu gehen.