Unser Credo ist die Visualisierung. Und wenn gesprochen wird, dann bemühen wir uns um eine gut durchdachte Fachsprache, die Eindeutigkeiten herstellt. Aber auch die Fachtiefe und Themenbreite zählen zu unserer Methode der Wissensvermittlung.
Visualisierung
Die rein mündliche Erklärung von bahntechnischen Vorgängen erfüllt hingegen nicht dem Detail- und Komplexitätsanspruch. Unsere Methode vermeidet lange Erklärungen, denen man kaum noch inhaltlich folgen kann. Die sachgenaue mündliche Beschreibung einer bestimmten Bahnhofsausfahrt könnte wie folgt lauten:
„Eine Zugfahrt beginnend am Ausfahrsignal des Bahnhofblocks in Gleis 3 mit einem Zug, der anfänglich bis zu einer Geschwindigkeit vom 60 km/h beschleunigt und anschließend seine Geschwindigkeit beharrt bis zu dem Zeitpunkt und Ortspunkt, an welchem dieser mit seinem Zugschluss die letzte Weiche befahren hat. Nach der Beharrung beschleunigt er abermals von 60km/h auf seine Zielgeschwindigkeit von 120 km/h.“
Ein Blick auf die zugehörige Zeit Weg Linie hingegen dauert aber nur 3 Sekunden und ist verständlich und vor allem unmissverständlich.
Besonders durch die gegenseitige abhängige Darstellung von mindestens zwei verschiedenen Diagrammen können die bahntechnischen Zusammenhänge direkt abgelesen werden. Eine Erklärung mit Worten oder gewöhnlichen Grafiken wäre hierbei nicht schlagkräftig genug. In der Werkzeugkiste unserer Visualisierung finden sich vor allem folgende Darstellungsformen:
Fahrstraßendiagramme
Mit den Fahrstraßendarstellungen lässt sich der hierarchisch geordnete Dreiklang aus Gleisabschnitt, Block und Fahrstraße gleichzeitig aufzeigen. Durch die Farben grün rot und grau werden die drei Zustandsformen reserviert, belegt und Grundzustand angezeigt. Mit dieser Darstellung lassen sich auch die wichtigsten Vorgänge eines Stellwerkes abbilden. Die Fahrstraßendiagramme bilden außerdem den Gleisplan in schematischer Form ab. Sie sind also wesentlich für das Verständnis aller bahntechnischen Vorgänge.
Gleispläne
Gleispläne dienen vor allem der Orientierung und dem Verständnis über die Dimensionierung von Bahnanlagen. Sie liegen sowohl in schematischer als auch in maßstäblicher Form vor. In den Animationen verwenden wir je nach Anforderung entweder das eine oder das andere. Eine besondere Bedeutung haben sie in der Kategorie Infrastruktur, sind aber auch in allen anderen Rubriken präsent.
Zeit Weg Diagramme
Bahnbetrieb ist das Fach über Zeit und Ort. Fast alles dreht sich um zeitliche und örtliche Abhängigkeiten, man denke hier nur an den Fahrplan, der immer beide Informationen bereit hält. Es ist naheliegend, dass gerade die Zeit Weg Diagramme die Komplexen Vorgänge aufklären. Wichtigstes Element der Zeit Weg Diagramme sind die Zweit Weg Linien, auch Trajektorien genannt. Sie bilden die räumliche und zeitliche Präsenz eines Zuges ab.
Fahrschaulinien
Manchmal lassen sich einige Vorgänge mit Zeit Weg Linien nur bedingt darstellen. In den meisten Fällen hilft hier ein Fahrschauliniendiagramm weiter. Dieses Diagramm hat auf der vertikalen Achse die Geschwindigkeit angetragen, und auf der horizontalen Achse findet man entweder die Zeit oder den Ort. Vor allem geschwindigkeitsabhängige Vorgänge sind mit einem Fahrschaudiagramm verständlicher.
Tagesgangdarstellungen
In der Fahrplantechnik ist oftmals das Tagesprogramm interessant. Hier wären Zeit Weg Linien oder Fahrschaulinien nicht übersichtlich genug. Für solche Fälle schaffen Tagesgangdiagramme Abhilfe. Hier denke man an die Nachfragekurve oder an die Umlaufpläne.
Tabellen
Nahezu alle Themen der Bahntechnik kann man clustern, auflisten und hierarchisieren. Dabei sind Tabellen oder Abhängigkeitsbäume hilfreich. Wir bemühen uns dabei einerseits auf das Vollständigkeitsprinzip als auch auf das Prinzip der Überschneidungsfreiheit. Erst durch das Auflisten und Clustern lassen sich die Vorgänge besser einordnen und nachhaltig festhalten.
Grundrisse und Nachzeichnungen
Viele konkrete Situationen erfordern als Methode noch weitere Visualisierungsmöglichkeiten. Hier seien noch die Grundrisszeichnungen von Fahrzeugen oder Stationen oder die Nachzeichnungen von Zügen oder anderen Gegenständen oder Personen zu erwähnen. Sie lockern dabei die Animation auf.
Fachlicher Tiefgang
Die starke Visualisierung zwingt uns auch, in eine fachliche Tiefe vorzudringen. Man kann beispielsweise im Detail fragen, warum ein bestimmter Gleisabschnitt nicht separat freigemeldet wird, sondern erst zusammen mit einem anderen Abschnitt dies geschieht. Jeder Animationsschritt hat in unserer Videoserie einen konkreten fachlichen Ursprung. Die meisten Schritte davon stehen inhaltlich nicht einmal im Fokus des Themas sondern werden lediglich realitätsnah mit animiert. Warum also diese Details? Im Detail steckt bekanntlich der Teufel. Gerade einzelne Details sind es, dass Systeme um ein gutes Stück komplexer spezifiziert sind, als man sich das System Bahn gerne wünschen würde. Wir haben den Anspruch, alle diese konkreten Spezialthemen mit abzuhandeln, um dann ein Verständnis für die komplexen Anforderungen an die Bahntechnik zu bekommen. Genau aus diesem Grund ist ein fachlicher Tiefgang so wichtig.
Thematische Breite
Man könnte denken, dass die mit einer fachlichen Tiefe die Themenbreite gefährdet wird. Dennoch ist es unsere Methode, beides zu bedienen. Es sollen vor allem die Schnittmengen aus Eisenbahn, Stadtbahn, U-Bahn und Straßenbahn aufgearbeitet werden. Des Weiteren wollen wir aus allen bahntechnischen Gewerken das Interdisziplinäre herausarbeiten. Und genau aus diesem Grund streben wir eine thematische Breite an. Ein Blick auf unsere Rubriken verrät, dass die Themen das Fahrpersonal, Stellwerkspersonal, Fahrplantechnikern, Betriebsmeistern, Fahrzeugtechnikern, Instandhaltungspersonal, Managern und viele mehr ansprechen. Nur mit der Themenbreite entsteht hier der notwendige Kitt im Sinne gegenseitigen Verständnisses zwischen diesen Disziplinen.
Fachsprache
Zwar sind die nationalen und internationalen Bahnsysteme und deren Verkehrsbetreiber oft äußerlich und in den Fachbegriffen und der Arbeitsweise verschieden. Auch ihre Regelwerke sind verschieden. Aber in der Fachtiefe und von den physikalischen und technischen Voraussetzungen sind alle erstaunlich übereinstimmend. Diese Überschneidungen machen wir konsequent in der Videoserie anschaulich.
Ein wichtiges Nebenprodukt der Videoserie „Bahntechnik und Bahnbetrieb“ ist die Vereinheitlichung der Fachsprache. Zumindest wollen wir dies in den grundlegenden prozesstechnischen Beschreibungen von Eisenbahnen, Stadtbahnen, U-Bahnen und Straßenbahnen erzielen. Ein gemeinsamer Nenner in der Begriffswelt vermeidet immerhin Fehler und Zeitverluste, insbesondere in der Bahntechnik mit den vielen historisch unabhängig voneinander gewachsenen Gesellschaften.
Wir haben zumindest den Anspruch, durch eine wohldurchdachte Begriffswahl in den Videos eine einheitliche Verständigungssprache in Fachdiskussionen zu fördern. Eine nicht einheitliche Sprache hat stets die Entwicklungsfähigkeit und Effizienz der Bahnsysteme immer wieder gehemmt. Hier lohnt es sich, den Hebel anzusetzen. Am Besten geht das auf Plattformen, die in die Themenbreite gehen, wie es bei unserer Videoserie der Fall ist.
Eindeutigkeit
Die verschiedenen Verkehrsbetriebe, Infrastrukturunternehmen, Verkehrsverbünde und Aufgabenträger verwenden oftmals den gleichen Begriff und zwar für völlig verschiedene Sachverhalte. Ein Beispiel von vielen ist der Begriff „Haltepunkt“. Bei der Eisenbahntechnik ist es eine Haltestation, die nicht in den Definitionsbereich des Bahnhofbereiches fällt. Im Nahverkehr ist der metergenaue Haltestandort an der Haltetafel gemeint. Für letzteres verwenden wir daher nicht den Begriff „Haltepunkt“, sondern den Begriff „Haltetafel“.
Synonymvermeidung
In einer komplexen und vielfältigen Technikwelt ist es oft sehr schwierig, den Überblick zu behalten. Erschwert wird dies dann, wenn für einen Sachverhalt mehrere verschiedene Begriffe gebräuchlich sind. Um die Fachsprache nicht noch mehr zu verkomplizieren, bemühen wir uns um die Verwendung eines führenden Begriffes. Das heißt, wir vermeiden fachtechnische Synonyme. Ein Beispiel hierzu ist der Begriff „Bremsstellung“, der oft umgangssprachlich für den Begriff „Bremsart“ steht.
Naheliegende Semantik
Beispielsweise verwenden Verkehrsunternehmen für den Begriff „Zuglaufnummer“ die Begriffe „Zugnummer“, „Fahrtnummer“oder „Trassennummer“. An diesem Beispiel sieht man die Schwierigkeit in der unternehmensübergreifenden Kommunikation. Wir bleiben konsequent bei den sinnvollsten Begriffen, die hinsichtlich der Wortbedeutung sehr klar sind. Daher verwenden wir zum Beispiel nur den Begriff „Zuglaufnummer“, weil diese einen Zuglauf von einer Endstation zur anderen Endstation eindeutig zuordnet. Und genau das und nichts anderes ist mit dem Begriff „Zuglaufnummer“ gemeint, er ist ein sprachlicher gemeinsamer Nenner.
Gebräuchliche Begriffe
Wir wollen die gelebte und historisch gewachsene Fachsprache nicht künstlich entzerren, indem wir die vorgenannten Prinzipien per se einhalten. Deswegen gibt es auch etliche Begriffe, die wir dennoch verwenden: Da wäre zum Beispiel der Begriff Umlaufplan, der eigentlich die Tagesumläufe aber nicht zwangsläufig Umläufe auflistet und somit Tagesumlaufplan heißen müsste.
Möglichkeit zur Hierarchisierung
Wichtig ist die Begriffswahl im Sinne einer einfacheren Einprägsamkeit, wenn sich diese hierarchisieren lassen. Ein Beispiel dafür sind die Begriffe „Sektion“, „Fahrzeug“, „Fahrzeugverband“ und „Fahrzeugflotte“. Mit „Fahrzeugen“ sind nicht betrieblich entkuppelbare Zugeinheiten gemeint. Als „Fahrzeugverband“ werden mehrerer solcher Einheiten aneinander gekuppelt verstanden, also ein Zug. Mit Fahrzeugflotte ist die verfügbare und verwendete Summe aller Zugeinheiten gemeint. Der Begriff „Sektion“ beschränkt den Fuhrpark auf einzelne Wägen oder Loks ein, die fest in einem Fahrzeug gekuppelt sind.