Für den Klimaschutz einzutreten, behauptet von sich heute übrigens fast jeder. „Greenwashing“ ist in Mode gekommen. Es lohnt sich, genauer hinzusehen, was wirklich klimafreundlich ist. Das E-Auto ist es wahrscheinlich nicht, man muss ja die Gesamtbilanz sehen. Mehr Bus und Bahn könnte man meinen, aber muss nicht per se stimmen.
Ehrlich gesagt, der klimafreundlichste Verkehr ist der, welcher erst gar nicht entsteht. Das bezieht sich auch auf den Bahnbetrieb. Wenn man nach dieser einfachen aber wahrscheinlich einzigen Wahrheit geht, müssen sich auch die Bahnfreunde eingestehen, dass sie nicht direkt für das Klima eintreten. Man schaue nur auf die Verkehrsunternehmen, alle preisen das Ziel der Verkehrsvermehrung in ihren Jahresberichten an. Mehr Verkehr bedeutet zuerst mal mehr Energiebedarf und somit mehr Beanspruchung unseres Planeten. Kein Unternehmen preist an, Verkehr vermieden zu haben. Aber es ist verständlich. Denn immerhin geht es bei dem Mehrverkehr um eine Modalsplit Verschiebung, die letzten Endes sich auf das Klima positiv auswirken kann.
Dennoch, ich vermisse in Europa vor allem die verkehrsreduzierenden Maßnahmen. In der Bahntechnik wären das zum Beispiel Tangentiallinienkonzepte, die das Stadtzentrum entlasten, statt weitere Strecken durch das Zentrum zu planen. Man kann die Tangentialprojekte an einer Hand abzählen. Bei Bahntechnik und Bahnbetrieb weisen wir auf solche oder ähnliche Dinge hin.
Die Förderung von Bahnsystemen im Sinne einer Verschiebung der Modal Split Verhältnisse ist nur einer von tausend sinnvollen Beiträgen, unser Klima zu schützen. Auch wenn unser Einsatz und der unserer Internetseitengemeinde am Endergebnis einer zu schützenden Natur und Umwelt nur gering erscheinen mag. Unser Vorhaben ist dennoch mit Hinblick auf den Klimaschutz richtig gedacht:
Wenn man die Verkehrsgeschichte betrachtet, dann war die Eisenbahn die technische Errungenschaft, die mit wenigen anderen Techniken die industrielle Revolution einläutete. Diese Revolution hob den harmonischen Ausgleich zwischen Mensch und Natur erheblich auf. Die Entstehung der fossilen Energien dauerte beispielsweise 300 Millionen Jahre. Die gesamtheitliche Verfeuerung dieser dauert nur 300 Jahre. Das hinterlässt Spuren. Selbst wenn man den Klimawandel leugnet, so kann man diese beschriebene Erdveränderung nicht leugnen.
Ein Vergleich
Ein bekannter Spruch lautet: „Der beste Verkehr ist der, welcher erst gar nicht entsteht.“ Auch Bahnfanatiker müssen sich diesem oft unangenehmen Thema stellen. Verkehr bringt per se negative Effekte wie Lärm, Flächennutzung, Zerschneidung, Unfälle und Energieverbrauch und Schadstoffe mit. Wenn man versucht, die Bahnen hier einzuordnen, dann schneiden sie jedoch besser ab als der motorisierte Individualverkehr, wie im folgenden Vergleichsbeispiel.
Was die Flächennutzung betrifft, so gibt es keinen Parkplatzbedarf, die befahrene Verkehrsfläche pro beförderte Person weist ebenso weitaus bessere Werte aus als der PKW Verkehr. Der enorm hohe Flächenbedarf wird komplett unterschätzt. So zählt doch die Dominanz des Straßenverkehrs zum gewohnten Stadt- und Landbild.
Die Unfallbilanz ist ebenso im Bahnverkehr besser als im MIV. Beim motorisierten Individualverkehr werden sogar Mortalitäten gesellschaftlich geduldet, während ein Todesfall im öffentlichen Verkehr für großes Medieninteresse sorgt.
Die Energiebilanz ist laut vieler Studien im Bahnverkehr nicht, wie man oft meint, weitaus besser als im motorisierten Individualverkehr, sondern nur gering besser. Um es in der PKW Sprache zu formulieren: Ein Fahrgast im ÖV benötigt ca. 2 Liter Brennstoff auf 100 km, ein Autofahrer mit einem durchschnittlichen Belegungsgrad von 1,2 Personen bringt es maximal auf 5-6 Liter. Die Tonnenbilanz im Güterverkehr ist in einem ähnlichen Verhältnis anzusehen.
Im Schadstoffverbrauch, vorausgesetzt wir sprechen von elektrifizierten Bahnen und von einer nachhaltigen Energiemixzusammensetzung, sind Bahnen im positiven Feld anzusiedeln.
Die Lärmentstehung pro beförderte Tonne bzw. pro beförderte Fahrgast ist unter Umständen besser als im motorisierten Individualverkehr.
Bahnen fallen einzig und allein im Ranking hinsichtlich der Zerschneidungswirkung negativ auf, ausgenommen sind hier untertunnelte oder aufgeständerte Bahnsysteme.
Eingrenzung der negativen Entwicklung
Je nach Ort (Stadt vs Peripherie), Zeit (Tag vs Nacht) und anderen Rahmenbedingungen gibt es Abweichungen zu den vorgenannten Argumenten. Dennoch, in Summe sind gebündelte Verkehre wie Busse und Bahnen oder der nicht motorisierte Individualverkehr die nachhaltigeren Alternativen. Daher formulieren wir es mit vollem Selbstbewusstsein:
Wir Bahntechniker tun was Gutes für den Klimaschutz! Und bestimmt sind es die Bahnsysteme, die zwar anfänglich durch das Einleiten der industriellen Revolution die Disharmonie von Mensch und Natur gefördert haben. Die Bahnen haben nun die Chance, diese gleiche Entwicklung sinnvoll einzugrenzen.